Ich glaube, es gibt einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer.
Thomas J. Watson, Chef von IBM (1943)
Ohne Frage – seit der Einschätzung von Thomas Watson hat sich der Markt digitaler Anwendungen stark verändert, mittlerweile prägen sie das Geschäftsleben in einer enormen Bandbreite. Erfolgreiche Unternehmen, welche von diesen digitalen Möglichkeiten profitieren, setzen sich jedoch nicht nur mit technologischer Innovation auseinander. Damit digitale Initiativen und Transformationen gelingen können, bedarf es einer dualen Sichtweise mit den digitalen Fähigkeiten auf der einen Seite und den digitalen Führungskompetenzen (Leadership) auf der anderen Seite. Unternehmen wie Google, Amazon oder andere perfektionieren dieses Zusammenspiel, um als „Digitale Master“ am Markt zu agieren. Für den Weg zu (digitalen) Spitze bieten sich 2 Wege an, deren Schwerpunkte die anstehenden Maßnahmen entscheidend prägen und in Balance gebracht werden müssen.

Weg 1: Digitale Fähigkeiten ausbauen
Der intuitive Weg der Digitalisierung legt den Ausbau oder die Modernisierung bestehender Systeme nahe. Damit wird jedoch nur ein Teil der Möglichkeiten, die sich für Unternehmen am Markt ergeben, nutzbar gemacht. Neben der Systemsicht kann eine solide technische Basis als Grundpfeiler für neue Geschäftsmodelle (z.B. Plattformen) dienen. Die innovative Kombination von technologischen Maßnahmen (KI, Prozessdigitalisierung, Internet of Things) ermöglicht neue Kundenerlebnisse und Leistungen. Es lassen sich dadurch ganze Ökosysteme aufbauen, die z.B. eine offene Anbindung an Lieferanten, Kunden und andere Hersteller ermöglichen („Open Collaboration“) oder auch eine starke Kundenbindung fokussieren („Closed Shop“).
Weg 2: Mit Leadership Kultur bewegen
Klassische tayloristische Vorgehensweisen stoßen bei der hohen Dynamik und den kurzen Entwicklungszyklen digitaler Märkte an Ihre Grenzen. Flexibilisierung und Dynamisierung nehmen hingegen einen immer stärken Stellenwert ein, um Marktanforderungen und Kundenwünsche zu erfüllen. Digitale Leader orientieren sich an einer starken Vision, die die ganze Kultur des Unternehmens ausrichtet und den organisatorischen Wandel einrahmt. Anstatt einer technologischen Ausrichtung („in 5 Jahren haben wir unsere Systemlandschaft modernisiert“) stehen hier kraftvolle Aussagen, z.B. „Menschen fahren in autonomen Fahrzeugen“. Der Markt rückt in den Fokus, Produkte entstehen mit den Kunden anstatt für den Kunden.
Balance und Performance erreichen
Ausgangspunkt jeglicher Überlegungen stellt immer die aktuelle Position des Unternehmens in Bezug auf die genannten Wege dar. Ist diese Position klar formuliert, erhalten Maßnahmen einen Bezugspunkt und können hinsichtlich Ihres Nutzen eingeordnet werden. Welcher der beiden oben beschrieben auch Wege auch gewählt wird, ein zu strenger Fokus geht meist immer mit „Schulden“ zulasten des anderen Weges einher, die später aufgeholt werden müssen. In der Praxis bietet sich daher eine Kombination an, um erreichbare Stufen sinnvoll zu skizzieren, frühen Nutzen zu stiften und damit frühe Profitabilität zu erreichen. Je früher sich Effekte zeigen, desto effektiver kann die Transformation finanziert und vorwärts getrieben werden.
Fazit
Das Ziel „Digitaler Master“ zu werden lässt sich auf unterschiedliche Weisen erreichen. Eine Entscheidung für einen Weg sollte hinsichtlich der erwarteten Schulden wohl überlegt sein und am festgelegten Nutzen ausgerichtet werden. Mit diesen Überlegungen lässt sich ein roter Faden etablieren, frühzeitig Performance erreichen und die digitale Transformation „zündet“ sichtbarer und erfolgreicher.